1. Indikation
Bei morbider Adipositas (BMI >40 kg/m2) sollte man grundsätzlich auch eine operative Therapie in Erwägung ziehen. Dieser Grad der Adipositas kann mit konservativen Vorgehensweisen nur in Ausnahmefällen erfolgreich behandelt werden. Es sind Gewichtsabnahmen um 50 kg notwendig.
Als Indikation für eine operative Therapie wird ein BMI von größer als 40, Misserfolg bei mindestens zwei professionell durchgeführten Gewichtsabnahmeprogrammen und schwerwiegenden Begleitkrankheiten (z.B. Arteriosklerose, Mikroangiopathie) angegeben. Als Kontraindikation gilt ein Lebensalter über 60, psychische Störungen und eine zu erwartende mangelnde Kooperation nach der Operation.
2. Operationsmethoden
Unter den chirurgischen Methoden bei morbider Adipositas unterscheidet man die restriktive und die malabsorptive Operation. Auch kombinierte Verfahren finden Anwendung.
Restriktive Operationen
Restriktive Methoden arbeiten nach dem Prinzip, die Menge der aufgenommenen Nahrung zu vermindern.
Malabsorptive Operationen
Malabsorptive Operationen arbeiten nach dem Prinzip, die aufgenommene Nahrung an Teilen des Verdauungstraktes vorbei zu leiten.
3. 1 Magenband (Laparoskopisches Gastric Banding)
Diese restriktive Methode wurde erstmalig im Jahr 1983 in New Jersey angewandt. Bei dieser Technik wird ein silikonbeschichtetes Band um die Verbindung zwischen Vor- und Restmagens gelegt. Durch diese Verengung wird der Vormagen vom Restmagen abgetrennt und der Verbindungskanal zum Restmagen eingeengt. Der Speisebrei sammelt sich im Vormagen und dehnt diesen aus; der Patient kann nicht mehr Nahrung zu sich nehmen, als in den Vormagen passt. Hier ansetzende Rezeptoren und Botenstoffe bewirken ein vorzeitiges Sättigungsgefühl des Patienten bereits nach geringer Nahrungszufuhr. Das Magenband ist im Durchmesser postoperativ verstellbar und kann so an verschiedene Stufen angepasst werden.
Das geringe Volumen der Magentasche und der verengte Verbindungskanal zum Restmagen erzwingen beim Patienten eine Veränderung des Essverhaltens. Zu große Nahrungsmengen oder -brocken könnten den Vormagen und den Verbindungskanal verstopfen (Folge: Erbrechen); demnach muss die Nahrung gründlich gekaut und in geringen Mengen aufgenommen werden.
Das Operationsziel liegt in der Reduktion von mindestens 25 Prozent des Übergewichts. Durch die Aufnahme von Süßigkeiten und kalorienreichen Getränken kann der Gewichtsabnahme-Effekt des Magenbandes erheblich gemindert werden.
Das Magenband lässt sich postoperativ wieder entfernen. Vorteile des Verfahrens liegen in dem minimalen operativen Eingriff. Die Kosten für diese Operation werden nicht in allen Fällen von der Krankenkasse übernommen. Gegebenenfalls müssen Patienten mit erforderlichen Folgeoperationen, wie Entfernung von Fettschürzen, rechnen.
3.2 Magenballon (BIB/ BioEnterics Intragastric Balloon-Program)
Bei dieser restriktiven Methode wird ein Magenballon aus Silikon-Elastomer mittels eines Gastrostopes in den Magen eingeführt und mit einer Lösung befüllt. Der Ballon schwimmt anschließend frei im Magen, verringert so das Magenvolumen und bewirkt damit ein vorzeitiges Sättigungsgefühl. Begleitend wird der Patient durch Ernährungs- und Verhaltensberatung unterstützt.
Die Anwendungsdauer beträgt maximal 6 Monate. Der durch den Ballon bereits partiell gefüllte Magen zwingt den Patienten, sein Essverhalten zu ändern, denn zu rasche und zu mengenreiche Nahrungsaufnahme bewirkt nun Übelkeit. Die Angaben zur Gewichtsabnahme differieren erheblich; Studien geben jedoch an, dass Patienten nach dem Einsetzen eines Magenballons ihren BMI um bis zu 5 kg/m² reduzieren konnten.
Der Magenballon lässt sich wieder postoperativ entfernen. Vorteile dieses eigentlich nicht chirurgischen Verfahrens liegen in dem ambulanten, unkomplizierten Eingriff. Nachteile liegen in dem Risiko eines Darmverschlusses durch einen defekten Magenballon (ein Defekt lässt sich durch Färbung des Urins erkennen, da dem Ballon zur Kontrolle Methylenblau hinzugegeben wird), sowie möglicherweise Übelkeit und Erbrechen in der Anfangsphase.
Die Kosten für diese Operation, die bei 2.900 bis 3.900 EUR liegen, werden in der Regel nicht von der Krankenkasse übernommen. Gegebenenfalls müssen Patienten mit erforderlichen Folgeoperationen, wie Entfernung von Fettschürzen, rechnen.
3.3 Magen-Bypass (RNY/ Roux-en-Y-Gastric-Bypass-Operation)
Bei dem Magen-Bypass-Verfahren wird ein kleiner Teil des oberen Magens mit einer Dünndarmschlinge verbunden und so vom Restmagen getrennt. Zugeführte Nahrung gelangt über den Vormagen direkt in den Dünndarm. Teile der Nahrungspassage – Restmagen, Teile des Dünndarms und der Zwölffingerdarm – werden so umgangen und Verdauungssäfte später zugeführt. Die Nahrungsaufnahme und Fettverdauung werden so eingeschränkt. Dieser Eingriff ist kaum reversibel.
Die Kürze der Nahrungspassage – also der gemeinsame Weg von Nahrung und Verdauungssäften – steht im Zusammenhang mit der Höhe der wahrscheinlichen Gewichtsabnahme, allerdings auch mit auftretenden Nebenwirkungen. Das bedeutet, je kürzer der verbleibende Dünndarm, umso höher die Gewichtsabnahme und das Risiko von Nebenwirkungen.
Dieses Verfahren stellt eine Kombination aus restriktivem und malabsorptivem Verfahren dar. Es wird in der Regel erst bei Patienten ab einem BMI von 50 kg/m² angewandt oder wenn restriktive Verfahren bei einem Patienten keinen Erfolg brachten oder aufgrund der Aufnahme kalorienreicher Getränke oder Süßwaren nicht sinnvoll angewandt werden können. Die Unverträglichkeit eines Magenbandes kann die Umstellung auf einen Magen-Bypass erforderlich machen. Dies erfordert eine aufwändige, anspruchsvolle Operation mit relativ hohem Komplikationsrisiko.
Der Magen-Bypass zwingt den Patienten zu einer Veränderung seines Essverhaltens, denn zu rasche und zu mengenreiche Nahrungsaufnahme führen hier zu Erbrechen und Übelkeit. Die Aufnahme von vielen Süßigkeiten und zuckerhaltigen Getränken kann zu dem sogenannten „Dumping-Syndrom“ führen.
Untersuchungen belegen, dass Patienten mit einem Magen-Bypass bis zu 75 Prozent ihres Körpergewichts abbauen konnten.
Vorteile dieser Methode liegen in der hohen Gewichtsabnahme. Nachteile liegen in der Relevanz des Eingriffs, in der Möglichkeit eines Lecks am Magen-Dünndarm-Übergang, in möglicher Maldigestion sowie in unzureichender Nährstoffversorgung.