Verminderte diätinduzierte Thermogenese

Seit Pittet́s Studie von 1976 (zitiert nach Ravussin & Swinburn, 1993), die ein Absinken von Glukose bei Übergewichtigen zeigte, konzentrierten sich viele Wissenschaftler auf eine erniedrigte diätinduzierte Thermogenese als Ursache eines Gewichtsanstiegs. Ein weiterer Grund für die Fokussierung auf die DIT lag in der früher vorherrschenden Annahme, es gäbe keine Variationen im RMR.

Insgesamt bestehen unterschiedliche Meinungen darüber, ob eine reduzierte Thermogenese eine Rolle als ätiologischer Faktor bei der Adipositas spielt. Segal und Mitarbeiter (Segal, Gutin, Nyman & Pi-Sunyer, 1985; Segal, Gutin, Albu & Pi-Sunyer, 1987; Segal, Eda, Blando & Pi-Sunyer, 1990) konnten in einigen Studien zeigen, daß die Thermogenese nach der Nahrungsaufnahme bei Adipösen im Vergleich zu Normalgewichtigen erniedrigt ist. In einer Übersichtsarbeit von Ravussin und Swinburn (1993) zeigte sich in 28 Studien ein verminderter thermischer Effekt bei Adipösen im Vergleich zu Normalgewichtigen, während in 17 Studien kein Unterschied festgestellt werden konnte. Ravussin und Swinburn (1993) sehen die hohe Beeinflussbarkeit der DIT für die Variabilität der Ergebnisse an.

Folgende Faktoren besitzen einen Effekt auf die DIT: Mahlzeitgröße, Mahlzeitzusammensetzung, Schmackhaftigkeit der Nahrung, Essenstagezeit, genetischer Hintergrund der Person, Alter, körperliche Fitness und Insulinsensitivität.

Nach Ravussin (1995) konnte in neueren prospektiven Studien kein reduzierter thermischer Effekt bei der Gewichtszunahme ausgemacht werden. Ravussin (1995) sieht eine verminderte DIT als Folge der Adipositas und nicht als deren Ursache an. Die meisten Autoren weisen einer verminderten Thermogenese bei Adipositas eine unwesentliche Bedeutung zu. Individuelle Differenzen machen nur einen geringen Teil im täglichen Energieverbrauch aus (Anteil der Thermogenese am Energieverbrauch etwa 10 %). Es besteht die Auffassung (Ravussin & Swinburn, 1993), daß eine mögliche verminderte DIT durch einen erhöhten Grundumsatz und einen höheren körperlichen Energieverbrauch, beides bedingt durch ein erhöhtes Körpergewicht, ausgeglichen wird.