Einen verminderter Grundumsatz als einen möglichen ätiologischen Faktor für die Adipositas anzusehen, ist naheliegend, da dieser den größten Anteil des Energieverbrauchs ausmacht. Früher wurde der Grundumsatz als relativ konstant angesehen (aus diesem Grund wurde der Grundumsatz auch auf Basis von Gleichungen vorhergesagt) und man konzentrierte sich auf eine verminderte DIT als möglichen Faktor für eine Gewichtszunahme. Neuere Untersuchungen haben aber gezeigt, daß es doch individuelle Unterschiede gibt.
Bogardus et al. (1986, zitiert nach Ravussin & Swinburn, 1993) haben bei 130 Familienmitgliedern von 54 Familien den Grundumsatz gemessen. Zum einen stellten sie eine große Schwankungsbreite zwischen 1233 kcal/Tag und 2920 kcal/Tag fest, zum anderen zeigte sich, daß die Unterschiede innerhalb von Familienmitgliedern nur 1/3 so groß waren wie zwischen den Familienmitgliedern, was auf eine genetische Komponente schließen läßt.
In einer Untersuchung von Ravussin et al. (1988) an 126 Pima-Indianern konnte gezeigt werden, daß ein niedriger Grundumsatz langfristig zu einer Gewichtszunahme führt. Diejenigen Probanden mit einem niedrigeren Grundumsatz nahmen 8-mal häufiger Gewicht zu, als solche mit einem hohen. Der Grundumsatz erklärte 40 % der Gewichtsveränderung. Die Gruppe mit niedrigem Grundumsatz „normalisierte“ ihn mit ansteigendem Gewicht von 1694 kcal/Tag auf 1813 kcal/Tag.
Ob körperliche Inaktivität den Grundumsatz senkt, ist bis heute nicht ganz geklärt. Dieser Zusammenhang ist insofern interessant, da man eine geringere körperliche Aktiviät bei Adipösen annimmt. Einige Studien haben einen Zusammenhang zwischen dem Grad der körperlichen Fitness und dem RMR gezeigt (Tremblay et al., 1986; Poehlman, Melby & Bradylak, 1988), andere auch eine Reduktion des RMR bei zwischenzeitlicher körperlicher Inaktivität (Tremblay, Nadeau, Fournier & Bouchard, 1988). Es gibt aber auch Studien, die diesbezüglich keinen Zusammenhang zeigen (Donahoe, Daria, Kirschenbaum & Keesey, 1984). Ob die Einführung eines körperlichen Traninigsprogramms das Absinken des RMR während der Gewichtsabnahme vermindern kann, wird diskutiert (Donahoe et al. 1984). Studien von Saad et al. (1991) und Schwartz, Jaeger und Veith (1988) weisen darauf hin, daß eine niedrigere Aktivität des sympathischen Nervensystems den Ruheumsatz senkt.