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Subgruppe von Patienten mit Adipositas zeigt keine kardiovaskuläre Folgesymptomatik

Neben Diabetes Mellitus vom Typ 2 und erhöhten Belastungen für den Bewegungsapparat werden insbesondere kardiovaskuläre Probleme, wie zum Beispiel Bluthochdruck als Folgesymptomatik der Adipositas in der einschlägigen Fachliteratur, aber auch in Patientenratgebern dargestellt. Seit kurzem nimmt jedoch die Anzahl der Studien über eine Subgruppe der Adipositaspatienten zu, die keine der gerade beschriebenen Symptome als Folge ihres Übergewichts zeigen.

In der Zeitschrift Obesity Reviews ist nun ein weiterer Fachartikel erschienen, der sich mit dieser Thematik in einem Überblicksartikel befasst. So verweisen die Autoren Iacobellis und Sharma aus Cannada auf eine Studie von Iacobellis et al. aus dem Jahr 2005, in der festgestellt wurde, dass 30 Prozent der adipösen Italiener keinerlei kardiovaskuläre Auffälligkeiten zeigen und Marchensini et al. (2004) berichten, dass 12,8 Prozent der Adipösen über unauffällige Glukose- und Lipidwerte verfügen. Iacobellis und Sharma folgern auf Basis der Analyse einer Vielzahl von Studien, dass es sich dabei um eine Subgruppe von Patienten mit Adipositas handelt, die nicht länger übersehen werden darf und in der Fachliteratur als “gesunde Adipöse” bezeichnet wird.

Iacobelis und Sharma weisen weiterhin darauf hin, dass in letzter Zeit auch zunehmend Kritik laut wurde, dass auf Basis des BMI Aussagen über das Risiko, Folgeerkrankungen zu entwickeln, getroffen werden, da dieser kein ausreichend guter Prädiktor darstelle. So präsentierte sich in einer Studie von Brandt et al (2001) bei Adipösen der BMI als kein wesentlicher Faktor bezüglich erhöhter Mortalitätsraten. Nicht die Höhe des BMI ist also der entscheidende Faktor bei der Risikoanalyse, sondern die Fettverteilung. Anstelle des Gewicht-Längen-indices sollte nach Meinung der Autoren stattdessen das Verhältnis von Taillie zu Hüfte (waist-to-hip ration; Abkürzung: whr) verwendet werden, da dieser ein deutlich besserer Prädiktor für die kardiovaskuläre Folgesymptomatik darstellt.

Quelle:
Iacobellis, G. & Sharma, A.M. (2007). Obesity and the heart: redefinition of the relationship. 0besity Reviews. 8, 35-39.

Magenbandoperationen bei älteren Patienten mit Adipositas zeigen gute Effektivität

Craig und Layani veröffentlichten vor kurzem eine Studie in der Zeitschrift Obesity Surgery über die Effektivität bei Magenbandoperationen bei über Sechzigjährigen mit Adipositas. Magenbandoperationen gelten gegenwärtig als effektive Maßnahme bei Personen mit morbider Adipositas, mit der langfristig hohe Gewichtsabnahmen möglich sind. Diese werden aber nur in Ausnahmefällen bei Patienten im Alter über sechzig angewandt.

An der Studie von Craig und Layani nahmen 40 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 65,8 kg teil, die einen durchschnittlichen BMI von 42,2 kg/m2 aufwiesen. Vierundzwanzig Monate nach dem Eingriff zeigte sich bezogen auf das Ausgangsgewicht ein Gewichtsverlust von 54 Prozent. Der BMI verringerte sich dabei um 9,3 kg/m2 . Insgesamt traten bei drei Patienten Komplikationen auf. In einem Fall kam es zu einem Abrutschen des Bandes und in den anderen beiden Fällen zu Infektionen.

Craig und Layani erhoben auch die Veränderungen bei den komorbiden Störungen nach dem operativen Eingriff. Dabei kam es bei 69 Prozent der Patienten mit Bluthochdruck, bei 72 Prozent der Patienten mit Sodbrennen und bei 75 Prozent mit Apnoe zu Verbesserungen in der Symptomatik. Auch das psychische Befinden verbesserte sich mit zunehmender Gewichtsabnahme. Das Selbstbewusstsein steigerte sich bei 70 Prozent der Teilnehmer und bei 56 Prozent kam es zu einer Verringerung der Angst- und Depressionssymptomatik. Durch den verbesserten Gesundheitszustand kam es auch zu Veränderungen in der Häufigkeit der Medikamenteneinnahme. Bei ca. 30 Prozent der Patienten konnte die Einnahme reduziert werden.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Magenbandoperationen auch bei älteren Patienten mit morbider Adipositas ein sicheres Verfahren darstellen, mit dem langfristig gute Gewichtsabnahmen zu erzielen sind.

Quelle:
Craig, J.T. & Layani, L. (2006). Laparoscopic adjustable gastric banding in patients >60 years old: is it worthwile? Obesity Surgery, 16, 1579-1583.

Gewichtsabnahmeprogramm – keine Veränderungen des Bluthochdrucks durch Sibutramin

Yee et al. vom Royal Prince Alfred Hospital publizierten 2007 eine Studie über ein Gewichtsabnahmeprogramm, in dem zusätzlich der Appetitzügler Sibutramin verabreicht wurde. Sie interessierten sich auch, wie sich die Gewichtsabnahme auf das Schlaf-Apnoe-Syndrom (obstructive sleep apnoe, kurz OSA) auswirkt. Die Studienteilnehmer wiesen alle einen erhöhten Blutdruck auf. Bei Bluthochdruck ist Sibutramin eigentlich kontraindiziert. Aufgrund mehrerer Todesfälle ist Sibutramin seit 2010 weltweit verboten.

Bei einer obstruktiven Schlaf-Apnoe kommt es zu einem mehr oder weniger langen Aussetzen der äußeren Atmung. Etwa 25 Prozent der Männer und 9 Prozent der Frauen mittleren Alters leiden unter einer obstruktiven Schlaf-Apnoe (OSA). Dabei steigt das Risiko, an OSA zu erkranken, mit ansteigendem Körpergewicht bis um das 10fache an. In etwa fünfzig Prozent der Personen mit einer schweren Adipositas weisen OSA-Symptome auf.

Die Teilnehmer nahmen an einem 24-wöchigen Gewichtsabnahmeprogramm teil und erhielten eine Diät, die 600 kcal unter ihrem durchschnittlichen Energiebedarf lag. Weiterhin wurden Maßnahmen durchgeführt, um das Ess- und Bewegungsverhalten zu verändern. Zusätzlich sollten  die Teilnehmer am Morgen 10 mg Sibutramin einnehmen. Lagen die Gewichtsabnahmen im ersten Monat unter 2 kg, wurde die Gabe auf 15 mg erhöht. Insgesamt nahmen 87 Patienten an der Studie teil, die einen durchschnittlichen BMI von 34,2 kg/m2 aufwiesen. Das Durchschnittsalter betrug 46,3 Jahre. Bei 23 Teilnehmern wurde nach dem ersten Monat eine erhöhte Gabe von Sibutramin notwendig.

Nach 6 Monaten zeigte sich ein Gewichtsverlust von 8,3 kg. Die Maßzahlen für den Atemstillstand verringerten sich deutlich. Fünfundzwanzig Prozent der Varianz beim Atemstillstand konnte durch den Gewichtsverlust erklärt werden. Der systolische und diastolische Blutdruck zeigten keine signifikanten Veränderungen. Bei der Herzrate kam es zu einem milden Anstieg. Yee folgert daraus, dass Patienten auch bei erhöhtem Blutdruck – unter enger ärztlicher Kontrolle  –  durch Sibutramin unterstützt werden können. Mittlerweile ist Sibutramin jedoch verboten und befindet sich nicht mehr im Handel

Quelle:
Yee, BJ., Phillips, CL., Banerjee, D., Caterson, I., Hedner, JA. & Grunstein, RR. (2007). The effect of sibutramine-assisted weight loss in men with obstructive sleep apnoea. International Journal of Obesity, 31, 161-168.

Teenager: Kein Zusammenhang zwischen Diäten und anschließender Gewichtszunahme

Diäten haben sich im Durchschnitt nicht als eine effektive Maßnahme herausgestellt, langfristig Gewicht zu reduzieren. So kommt es nach einer Diät häufig recht schnell zu einer Gewichtszunahme. Die Erklärung liegt u.a. an reduzierten Grundumsatz, der sich durch eine Diät einstellt. Setzt das alte Essverhalten wieder ein, fallen überflüssige Kalorien an, da der Grundumsatz noch über einen längeren Zeitraum erniedrigt bleibt. Weiterhin führen Diäten häufig zu Heißhungeranfälle, wodurch es oft schon während der eigentlichen Diätphase zu einer Gewichtszunahme kommt.


In der Zeitschrift Obesity ist nun eine Studie erschienen, die den Zusammenhang zwischen Diätieren und Gewichtszunahme bei Schülerinnen der 6. und 9. Klasse der Mittelschule bestätigen will. Das Durchschnittsalter lag bei 12,7 Jahren. Die Studienteilnehmerinnen wurden über Schulen in den USA rekrutiert und über einen Zeitraum von 4 Jahren beobachtet.

Erhoben wurden dabei das Gewicht, die Größe, das Diätverhalten und weitere psychologische Parameter des Essverhaltens, die in einem Fragebogen dem “Dieting Behavior Scale” erhoben wurden. Die Frage nach der Durchführung von Diäten im letzten Jahr wurde durch die recht simple Frage „Wie oft haben Sie im letzten Jahr Diäten durchgeführt?“ verwirklicht.


Ein bis 3 Prozent der Schülerinnen gaben an, immer zu diätieren und ziemlich genau die Hälfte der Schülerinnen (zwischen 50 und 53 Prozent) gaben an, im letzten Jahr keine Diät durchgeführt zu haben. Die Forscher Senf, Shisslak und Crago konnten überraschenderweise zeigen, dass die Mädchen, die niemals Diäten durchführten, an Gewicht zunahmen und diejenigen, die angaben immer zu diätieren am häufigsten einen Gewichtverlust zeigten. Dasselbe Muster bestätigte sich auch in den relevanten Items der Dieting Behavior Scale. Insgesamt veränderte sich das Antwortmuster über die 4 Jahre nicht.

Das Ergebnis der Studie überrascht. In zahlreichen Studien konnte der gegenteilige Effekt gefunden werden. Eventuell stellen Teenager eine Subgruppe dar, für die der Zusammenhang, dass Diäten langfristig zu einer Gewichtszunahme führen, nicht gilt. Senf et al. verweisen darauf, dass nicht unbedingt eindeutig sei, was Teenager unter Diätieren verstehen, sodass das Hauptitem nicht unbedingt valide sei. Der bestätigte Zusammenhang zwischen Diäten und Gewichtszunahme lässt weitere Studien bei dieser Probandengruppe sinnvoll erscheinen.

Erfolgreiche Gewichtsabnahme durch Kombination von Low-Fat- mit Low-Carb-Diäten

Prof. Adam von der LMU in München empfiehlt bei Diäten eine Kombination von zwei Diätformen, nämlich der Low-carb Diät und der Low-fat Diät. Adam verweist auf das insgesamt schlechte Abschneiden von Low-fat-Diäten, wenn diese die alleinige Gewichtsabnahmestrategie darstelle. Hier komme es zu einer Verschlechterung der Blutzucker- und Insulinwerten. Low-fat-Diäten sind dadurch gekennzeichnet, dass der Fettanteil von 40 Prozent auf 25 Prozent verringert wird.

Bei den sogenannten Low-carb-Diäten, die eine Neuauflage der Atkinsdiät darstellen, wird der Kohlenhydratanteil von 40 Prozent auf 3 Prozent verringert. Bei dieser Diätform verschlechtert sich die Nierenfunktion und die Harnsäure steigt an. Langzeitstudien sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht verfügbar.

Adam steht den low-carb-Diäten und auch den Low-fat-Diäten aufgrund der Nebenwirkungen kritisch gegenüber, sieht eine Kombination der Vorgehensweisen jedoch als sinnvoll an. Er empfiehlt die Trennung von Kohlenhydraten und Fetten in der Kost und auch beim Verzehr zu trennen, da nach Adam der Körper Kohlenhydrate und Fette nicht gleichzeitig verbrennen kann. Werden dem Körper Kohlenhydrate zugeführt, verbrenne er nur diese und lagere das Fett in Fettzellen ein. Die Menge der Kohlenhydrate sei dabei zu vernachlässigen, da der Körper Kohlenhydrate nur schwer in Fett umwandeln könne.

Adam verweist auf die Erfolge seiner von ihm propagierten Vorgehensweise. So wiesen die Teilnehmer seiner Diät 12 Monate nach Beginn der Gewichtsabnahmephase ein um 11,1 Prozent verringertes Körpergewicht im Vergleich zum Ausgangsgewicht auf, während die Teilnehmer einer Low-carb-Diät 4,4 Prozent an Gewicht verloren und Teilnehmer einer reduzierten Mischkost nur einen Gewichtsverlust von 2,5 Prozent im Bezug zum Ausgangsgewicht zeigten. Eine Bewertung dieser Diätempfehlungen steht noch aus. Insgesamt gibt es bisher nur sehr wenige Studien zu dem von Prof. Adam propagierten Vorgehen. Langzeitstudien wurden bisher noch nicht veröffentlicht.

Quelle:
Adam, O. (2006). KFZ-Diät. Abnehmen – aber wie). Phoenix – Ernährung aktuell. Ausgabe 4 – Online Publikation.

Ergebnisse eines Adipositasprogramms mit Durchführung einer Formuladiät

Im Journal für Ernährungsmedizin findet sich ein Artikel von Wallner und Wascher, die das kommerzielle Gewichtsabnahmeprogramm myLine bezüglich einiger Parameter untersuchen. Das Programm findet unter ärztlicher Aufsicht und unter Betreuung von Diätassistenten statt.

Bei dem Gewichtsabnahmeprogramm werden zwei von drei Mahlzeiten durch eine Formuladiät ersetzt. Dabei beträgt die Gesamtenergiezufuhr zwischen 1000 und 1300 kcal pro Tag. Nach 10 Wochen wird nur noch eine Formulamahlzeit pro Tag durchgeführt. Weiterhin finden wöchentliche bis 14-tägige Gruppenschulungen statt.

In die Auswertung gingen insgesamt 255 Fragebögen ein. Der durchschnittliche BMI bei den 129 Frauen betrug 33,4 kg/m2 respektive 34,81 kg/m2 bei den Männern. Das Durchschnittsalter bei den Frauen betrug 50,14 Jahre und bei den Männern 47,39 Jahre. Als effektiv sahen die Teilnehmer insbesondere die regelmäßigen Kontrollmessungen und die Betreuung durch die Diätassistenten an. Weiterhin gaben 68 Prozent der Teilnehmer an, bewusster zu Essen und 64 Prozent gehen gezielter bei der Auswahl der Lebensmittel vor.

Die mittlere Gewichtsabnahme betrug nach 24 Wochen 12,9 kg, was ein durchschnittlicher Wert für ein Gewichtsabnahmeprogramm mit Formuladiät darstellt. Die erreichte Gewichtsabnahme konnte nach Angaben der Autoren weitere 6 Monate gehalten werden, was eher untypisch ist, da nach der Gewichtsabnahmephase häufig Rebound-Effekte auftreten. Follow-up Daten zum Zeitpunkt 24 Monate und 5 Jahre liegen gegenwärtig noch nicht vor, sind jedoch nach Angaben der Autoren in Planung.

Quelle:
Wallner, S. & Wascher, T.C. (2006). Qualität von Adipositasprogrammen. Journal für Ernährungsmedizin, 8, 11-16.

Britische Studie zur Lebensqualität bei übergewichtigen Kindern

An der Universität Glasgow haben Forscher eine Untersuchung über die Lebensqualität übergewichtiger Kinder durchgeführt. Hierfür wurden insgesamt 126 übergewichtige Kinder im Alter von 5 bis 12 Jahren aus Edinburgh und Glasgow befragt (71 Mädchen, 55 Jungen, mittlerer BMI 27,8 kg/ m²). Ebenfalls befragte man eine Vergleichsgruppe normalgewichtiger Kinder und verglich die Ergebnisse der beiden Gruppen. Der Fragebogen über die Lebensqualität umfasste insgesamt 23 Items. Dabei wurden die Bereiche Schule, Soziales, Psyche und Körper abgefragt. Die Fragen sollten sowohl von den Kindern als auch von ihren Eltern beantwortet werden. Die Befragung der fünf- bis siebenjährigen Teilnehmer erfolgte in Form eines Interviews.

Verglich man die Antworten der Kinder aus der Gruppe mit Übergewicht mit der Vergleichsgruppe, so fanden sich wohl Unterschiede, diese waren jedoch nicht statistisch signifikant. Nur auf der Skala körperliche Gesundheit zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen normalgewichtigen und übergewichtigen Kinder. Jedoch schätzten die Eltern übergewichtiger Kinder deren Lebensqualität im Durchschnitt geringer ein als die Kinder selbst, vermutlich, da den Eltern die Problematik ihrer Kinder bewusster war und die betroffenen übergewichtigen Kinder ihren Fokus weniger auf die Probleme richteten.

Quelle:
Hughes AR, Farewell K, Harris D, Reilly J.J. (2007). Quality of life in a clinical sample of obese children. International Journal of Obesity, 31, 39-44.

Reduzierte Lebenserwartung bei Patienten mit Adipositas

Adipositas ist mit zahlreichen Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus vom Typ 2, Erkrankungen des Bewegungsapparates und Bluthochdruck assoziiert, die sich auch auf die Lebenserwartung auswirken. Das Forscherteam um Pardo Silva interessierte sich nun dafür, nach wie viel Jahren Patienten mit Adipositas im Durchschnitt kardiovaskuläre Erkrankungen entwickeln und ob die Lebenserwartung von Adipösen im Vergleich zu Normalgewichtigen reduziert ist. Weiterhin sollten nicht nur Aussagen für kardiovaskuläre Erkrankungen, sondern auch Aussagen für Schlaganfall und Herzinfarkt getroffen werden.

Die Daten, aus denen die Zusammenhänge berechnet wurden, stammen aus der Framingham Heart Studie, bei der die Daten von 5.209 Teilnehmern erhoben wurden. Für die aktuelle Fragestellung konnten die Datensätze von 2.551 Personen verwendet werden. Die Studienteilnehmer waren zum Erhebungszeitpunkt 45 Jahre alt und verfügten zu diesem Zeitpunkt über keinerlei kardiovaskulären Erkrankungen. Assoziierte Faktoren wie Rauchen wurden kontrolliert, überlagerten also die gefundenen Effekte nicht.

Bezüglich kardiovaskulärer Erkrankungen zeigte sich, dass Normalgewichtige – immer bezogen auf den ersten Erhebungszeitpunkt im Alter von 45 Jahren – 26 Jahre keine entsprechende Erkrankung aufwiesen, wohingegen bei Adipösen diese Zeitspanne nur bei 20 Jahren lag. Beim Herzinfarkt wurde ein ähnlicher Zusammenhang registriert. Hier wiesen Normalgewichtige 29,3 Jahre keinen Herzinfarkt auf, während Personen mit Adipositas im Durchschnitt nach 24,6 Jahren einen Herzinfarkt erleiden. Auch beim Schlaganfall zeigte sich dieser Zusammenhang: Hier erlitten Adipöse einen Schlaganfall nach 27,1 Jahren wohingegen Normalgewichtige einen Schlaganfall nach 31,5 Jahren erhielten.

Die Forscher stellten weiterhin fest, dass 45 Jahre alte Männer mit Adipositas sechs Jahre eher starben als Normalgewichtige. Bei Frauen betrug der Unterschied sogar 8,4 Jahre.

Quelle:
Pardo Silva, M.C., De Laet, C., Nusselder, W.J., Mamun, A.A. & Peters, A. (2006). Adult obesity and number of years lived with and without cardiovascular disease. Obesity, 14, 1264-1273.

Hoher BMI stellt Risiko für Arthritis dar

Die kanadischen Wissenschaftler Janssen und Mark von der Queen`s Universität in Kingston untersuchten den Einfluss des BMI und des Bauchumfangs auf Arthritis und Osteoarthritis im Kniebereich.

Die Daten für die Metastudie stammen aus der Third National Health and Nutrition Examiniation Survey aus den Jahren 1988 bis 1994. Für die Studie wurden insgesamt 17.893 Fälle analysiert. Bei allen Studienteilnehmern wurden der BMI, der Bauchumfang und die Ergebnisse der Arthritisdiagnostik erfasst.

Die Analyse zeigte, dass sich mit ansteigendem BMI das Risiko erhöht, an Arthritis zu erkranken. So hatten Männer in der höchsten BMI-Kategorie 3,13 Mal häufiger Osteoarthritis im Kniebereich als Männer der geringsten BMI-Kategorie. Derselbe Zusammenhang zeigte sich auch beim Bauchumfang: Bei Anstieg des Bauchumfangs erhöhte sich das Arthritisrisiko. Hier war die Wahrscheinlichkeit der Studienteilnehmer, die der größten Bauchumfangskategorie zugeordnet waren, 2,91 mal höher, an Osteoarthritis im Kniebereich zu erkranken, als bei Studienteilnehmern, die der geringsten Bauchumfangskategorien zugeordnet wurden.

Weiterhin zeigten sich unabhängige Effekte von Bauchumfang und BMI. Janssen und Markt konnten nachweisen, dass in der mittleren und der hohen Bauchumfangskategorie Arthritis häufiger bei denjenigen Studienteilnehmern vorkam, die über einen jeweils höheren BMI verfügten.

Quelle:
Janssen, I. & Mark, A.E. (2006). Seperate and combined influence of body mass index and waist circumference on arthritis and knee osteoarthritis. International Journal of Obesity, 30, 1223-1228.

Adipositas: Überblicksstudie zeigt sehr gute Ergebnisse von operativen Maßnahmen

Chirurgische Eingriffe bei Adipositas werden in der Fachliteratur als sehr effektive Maßnahme bei Patienten mit einem BMI höher als 40 angesehen. Hier zeigen Patienten nach einem entsprechenden Eingriff bis auf wenige Ausnahmen gute Gewichtsabnahmen.

In der Fachzeitschrift Obesity Surgery ist nun ein Artikel von O´Brien et al. erschienen, der die langfristigen Gewichtsabnahmeeffekte einiger bariatrischer Operationstechniken untersucht. In diese Metastudie flossen alle Studien ein, die Follow-up Daten von mindestens 36 Monaten und eine Probandenzahl von 100 vorweisen konnten.

Als Operationstechniken wurden die Roux-en-Y-Bypassoperation (RYGBP) sowie die BPD-Verfahren (biliopancreatic diversion) und das verstellbare Magenband (LAGP) untersucht. Von ursprünglich 1.703 gefundenen Effektivitätsstudien erfüllten letztlich nur 43 Berichte die Kriterien der Wissenschaftler, die dann in die Überblicksstudie eingingen.

Insgesamt zeigte sich, dass operative Verfahren äußerst wirkungsvolle Strategien mit großen Gewichtsabnahmen sind, die auch langfristig sehr gute Ergebnisse vorweisen können. So erzielte jede Operationstechnik langfristig einen Gewichtsverlust von wenigstens 50 Prozent.

Die Datenlage weist darauf hin, dass mit der BDP-Technik die größten Gewichtsverluste zu erzielen sind. Hier konnten die Patienten ihr Eingangsgewicht im Zehnjahreszeitraum um 74,4 Prozent verringern. Für die RYGBP-Technik zeigte sich für den selben Zeitraum eine Gewichtsabnahme um 56,6 Prozent. Für das Magenband sind Gewichtsabnahmedaten nur für einen Zeitraum von fünf Jahren vorhanden. Auch hier zeigte sich fünf Jahre nach dem Eingriff ein beeindruckender Gewichtsverlust von 53,1 Prozent bezogen auf den Ausgangswert.

Insgesamt zeigt der Überblicksartikel von O`Brien et al., dass operative Techniken bezüglich der Gewichtsabnahme und der Gewichtserhaltung langfristig eine äußerst effektive Technik für Patienten mit schwerer Adipositas darstellen.